Kunstszene

Abtauchen mit Julia Schmalzl

Wir sprachen mit Malerin Julia Schmalzl über Themen, die sie beschäftigen und ihre Inspiration zum Werk "(ohne Titel) tauchen", das sie zur art KARLSRUHE 2020 am ARTIMA-Stand (Halle 3, Stand H02) präsentieren wird.

Julia Schmalzl 2020 (Foto: Hans Joachim Schmitt)

Galeristin Monica Ruppert aus Mannheim hat alles richtiggemacht: Sie reagierte auf die Ausschreibung von ARTIMA, mit der die Mannheimer Versicherung auf Spurensuche ging. Das Ziel: Eine/n junge/n Künstler/in unter 35 Jahren zur Zusammenarbeit auf der art KARLSRUHE 2020 zu gewinnen und darüber hinaus zu fördern. Monica Ruppert schlug die diplomierte Malerin Julia Schmalzl vor. Diese studierte an der bekannten Staatlichen Akademie der bildenden Künste in Karlsruhe, war Meisterschülerin und wurde bereits mehrfach mit Förderpreisen ausgezeichnet. In ihren großformatigen Malereien setzt sie sozialkritische Themen um, die sie im Alltag beschäftigen und in der heutigen Gesellschaft von vielen Menschen hinterfragt werden. Dieser Aspekt überzeugte die Jury, so dass Julia Schmalzl ein ausgesuchtes Werk zur art KARLSRUHE 2020 am ARTIMA-Stand (Halle 3, Stand H02) präsentieren wird. Wir sprachen mit Julia Schmalzl über Themen, die sie beschäftigen und ihre Inspiration zum ausgewählten Werk.

Julia Schmalzl hatte schon als Jugendliche das Bedürfnis, sich mit dem Menschen, seiner Psyche und seinem Verhalten zu beschäftigen. Die Fragen „Was zeichnet den Menschen aus?“, “Was unterscheidet den einen vom anderen?“, „Wie präsentiert sich der Mensch?“, „Inszeniert er sich vor anderen? Und wenn ja, wie?“, beschäftigten sie auch während ihres Studiums und führten dazu, diese auch künstlerisch verarbeiten zu wollen.

Die menschliche Psyche und wie Menschen damit umgehen
An den meisten Orten Deutschlands ist Internet ständig verfügbar, Menschen sind rundum versorgt mit Smartphones und bewegen sich generationsübergreifend in sozialen Netzwerken: eine gute Möglichkeit, sich selbst zu inszenieren oder andere (unbemerkt) zu beobachten und die Beobachtungen in Bild und Video festzuhalten. Wie jeder Einzelne jedoch mit diesen Möglichkeiten umgeht oder diese verarbeitet, geschieht auf unterschiedliche Weise.   

Auch sie nutzt als junger Mensch und Künstlerin ganz selbstverständlich und täglich Smartphone und PC, geht jedoch bewusst mit Veröffentlichungen, vor allem Privatem, um. „Natürlich hilft mir Facebook, Instagram und Co. dabei, auf Knopfdruck mehr Menschen zu erreichen, als es durch eine Vernissage gelingen würde. Ich kann ein Gemälde in soziale Netzwerke stellen und es kommt relativ schnell und ungefiltert eine Reaktion. Was es aber wiederum auch kritisch macht.“ Ein Teil ihrer Arbeit ist auch, im Internet oder beim Spaziergang durch das ‚reale‘ Leben, Inspiration zu finden und das Gesehene als Fotografie oder Screenshot abzuspeichern. „Mein PC ist ein großer Bilderfundus. Es kann ein Moment oder Ort sein, der mir deshalb im Gedächtnis geblieben ist, weil ich eine bestimmte Atmosphäre wahrgenommen habe.“ Genau solche Momente wecken in ihr Ideen für Themen, Motive, Farben. Es handelt sich nicht um Abbilder des Gesehenen, sondern um Inspirationen, die sie weiter ausbaut und in ihrer großformatigen Malerei verarbeitet.

„(ohne Titel) tauchen“ entsteht
Ein Erlebnis auf Ihrem Heimweg durch die Hamburger City bewegte sie ganz besonders: „Ich lief an einem Fenster vorbei, aus dem grünes Licht schien. Ich trat näher heran und sah zwei Menschen auf einem Sofa im Wohnzimmer sitzen. Das gesamte Wohnzimmer stand voll mit Aquarien. Das grüne Licht reflektierte auf dem Gesicht der Menschen. Es war eine so absurde, entrückte Situation, dass ich das Licht im Raum fotografierte. Ich stellte mir die Frage: Wie ist es, wenn jemand so isoliert in seiner Wohnung oder an einem Ort ist und völlig in dieser eigenen Welt versinkt? ‚Abzutauchen‘ kann ja auf unterschiedliche Weise geschehen, zum Beispiel auch mittels technischer Geräte mit Zugang zur digitalen Welt.“ So entstand ihre Malerei „(ohne Titel) tauchen“, die eine Jury aus Vorstand und Kunsthistorikern der Mannheimer als Gewinnergemälde auswählte. Das Gemälde wird zur art KARLSRUHE am ARTIMA Stand (Halle 3, Stand H02) präsentiert.

Vorschau 2020
In diesem Jahr greift Schmalzl das Thema „Maske“, mit dem sie sich bereits in Vergangenheit beschäftigt hat, wieder auf. Wir sind auf die Ergebnisse gespannt, freuen uns aber nun erst einmal auf die Zusammenarbeit zur art Karlsruhe und laden Sie herzlich ein, Julia Schmalzl am ARTIMA Stand zu besuchen und „(ohne Titel) tauchen“ analog zu betrachten. „Meiner Meinung nach sollte man sich Malerei in der Realität anschauen“, erklärt Julia Schmalzl. „Die Wirkung ist eine ganz andere als beim Betrachten einer Fotografie. Das geht mir selbst als Künstlerin mit meinen eigenen Werken so.“


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