Nichts wie raus – Ein Spaziergang zu Denkmälern in Bonn
In Astrids Heimatstadt Bonn finden sich gerade im Zentrum, rund um Münster-, Marktplatz und Hofgarten, einige bedeutende Denkmäler und Plastiken. Nichts wie raus, dachte sich Astrid und führt euch mit diesem Artikel ein wenig herum.
Wer einen schönen (Winter-)Spaziergang mit einem Kunstrundgang verbinden möchte, der sollte an seinem Wohn- oder auch Urlaubs-, und Ausflugsortort einmal Denkmäler und Skulpturen im öffentlichen Raum aufsuchen. Gerade am Wohnort kennt man sie, ja, läuft oft daran vorbei, aber habt ihr sie einmal ehrlich, gezielt aufgesucht, betrachtet…?
In meiner Stadt Bonn finden sich gerade im Zentrum, rund um Münster-, Marktplatz und Hofgarten, einige bedeutende Denkmäler und Plastiken. Hier einige ausgewählte Beispiele:
Auf dem Münsterplatz steht eines der Wahrzeichen der Stadt, das Beethoven-Denkmal. Es wurde 1845 zur Erinnerung an den berühmtesten Sohn Bonns, den Komponisten Ludwig van Beethoven, zu seinem 75. Geburtstag und aus Anlass des ersten Beethovenfestes von Bonner Bürgern und vielen Musikliebhabern, darunter als Hauptsponsor Franz Liszt, gestiftet. Beethoven,1770 in Bonn geboren, lebte und wirkte hier bis zu seinem 22 Lebensjahr. Das Denkmal prägt bis heute unser Bild von Beethoven.
Nach einem Wettbewerb wurde es nach den Entwürfen des Bildhauer Ernst Hähnel (1811-1891) von dem Bildhauer und Erzgießer Jacob Daniel Burgschmiet (1796-1858) ausgeführt. Entsprechend des Denkmaltypus der damaligen Zeit, steht die heroisch gestaltete Figur, imposant auf einem hohen Sockel. Der Kopf ist umrahmt von einem kräftigen Haarschopf, der Blick ist ernst, in die Ferne gerichtet, unnahbar und unerreichbar. Den Sockel schmücken allegorische Figuren im Flachrelief, welche für die verschiedenen Arten der Musik stehen, die Beethoven komponiert hat.
In diesem Zusammenhang fallen dann in vielen Geschäften der Innenstadt die Beethovenfiguren des Künstlers Ottmar Hörl (geb. 1950) auf. Hörl hatte 2019 zu Füßen des Denkmals auf dem Münsterplatz die Skulptureninstallation „Ludwig van Beethoven – Ode an die Freude“ für mehrere Tage aufgebaut. Grund dafür war das für 2020 geplante Beethovenfest zum 250jährigen Geburtstag des Komponisten. Die Installation bestand aus einem Meer von seriellen, etwa ein Meter großen Figuren in Grün und Gold, den Farben des Denkmals (patinierte Bronze, mit Gold gehöht), die dann käuflich zu erwerben waren. Entgegen des gängigen Beethovenbildes, zeigt Hörl als Denkmalsfigur aber einen lässig, mit Händen in den Hosentaschen stehenden und lächelnden Komponisten – dazu auffordernd, sich neu auf Beethoven und seine Musik einzulassen, und in eine neue Kommunikation darüber zu treten.
In Richtung Marktplatz trifft man auf dem kleinen Remigiusplatz auf die Monumentalskulptur „Mean Average“ des englischen Künstlers Tony Cragg (geb. 1949), einem der international renommiertesten Bildhauer der Gegenwart. Größer könnte der Unterschied zu der Beethoven Figur auf dem Münsterplatz kaum sein.
Mit sechs Metern vergleichbar hoch, weist die Skulptur keine Hauptansicht auf. Die aus der Hauptachse heraus sich drehenden und in die Höhe windenden Formen verleihen der Figur etwas Organisches, Wesenhaftes. Sie scheinen fast das Material, die Bronze, zu sprengen. Für den Betrachter ergeben sich je nach Standpunkt und Blickwinkel immer wieder neue, oft körperhafte Formen und menschliche Profile, die dann beim nächsten Schritt sich wieder auflösen und anderen Assoziationen Raum geben.
Der in Wuppertal lebende Tony Cragg hat diese Bronzeskulptur auf Initiative der Stiftung Kunst und Kultur e.V. eigens für Bonn geschaffen. Die Stiftung hat das Kunstprojekt Bonn ins Leben gerufen. Ihr Ziel ist es, rein privatwirtschaftlich finanzierte Kunstwerke für den städtischen Raum durch bekannte Künstler zu errichten. Man will durch die Aufstellung im direkten urbanen Umfeld die Wahrnehmung von Kunst fördern und eine – auch persönliche – Auseinandersetzung und Diskussion darüber in Gang setzen, außerhalb von Museen und Ausstellungen.
Das gilt auch für die erste Skulptur, die ebenfalls 2014 im Rahmen dieses Projektes aufgestellt wurde. Jenseits des barocken Schlosses, der Universität, trifft man im Stadtgarten am Alten Zoll auf die Skulptur „Beethoven“ von Markus Lüpertz (geb. 1941).
Lüpertz Beethoven steht im Gegensatz zu allen Beethoven Denkmälern, insbesondere auch dem Bonner Münsterplatz.
Es ist kein Portrait im herkömmlichen Sinne. Die Plastik hat quasi zwei Teile, einmal eine auf einer Bank sitzenden Figur und einer Büste zu deren Füßen. Die Figur ist als Akt gestaltet, ohne Arme, muskulös, wuchtig in der Erscheinung; ein monumentaler Kopf sitzt auf einem kräftigen Hals, das Gesicht und der Blick ist vom Betrachter weg nach oben gewandt, der künstlerischen Konzentration, Inspiration, der Schöpferpersönlichkeit Ausdruck verleihend.
Dagegen liegt die Büste mit dem charakteristischen Schopf des Komponisten wie abgeschlagen, erschöpft am Boden. Gezeigt wird so nicht die heroische, sondern eine zerrisse, mit sich und seinem Genie kämpfende Künstlerpersönlichkeit; eine einsame Gestalt, voller Energie, doch verletzlich, zweifelnd, ein suchender und kämpfender Geist. Es ist eine dramatische Interpretation der Person und seines Genius, ausgedrückt auch in dem Umgang mit dem Material, der an der Oberfläche wie „grob-aufgerissenen“ Bronze.
Wendet man sich dem Hofgarten an dem Universitätshauptgebäude zu, so kommt man in der Nähe des Akademischen Kunstmuseum zu dem Denkmal „Hommage an August Macke“ von Stephan Balkenhol (geb. 1957). Als 4. Kunstprojekt Bonn wurde es 2018 zum 130 Geburtstag des Künstlers realisiert, als erstes Denkmal überhaupt, weltweit für den Maler.
August Macke (1887-1914), der mit nur 27 Jahren als Soldat im ersten Weltkrieg starb, zählt zu den bekanntesten Malern des Expressionismus. Er hat viele Jahre in Bonn gelebt und hier einen großen Teil seines bedeutenden Werkes geschaffen.
Um die kulturgeschichtliche Bedeutung August Mackes zu unterstreichen, wurde dieser zentrale Standort in der Stadt, in der Nähe der traditionsreichen Universität und ihrer Antikensammlung gewählt. Die überlebensgroße Bronzeskulptur steht in einem frei zugänglichen, über vier Meter hohen Pavillon mit einem vielfarbigen Glasdach.
Wie viele seiner Figuren hat Balkenhol auch Macke als einen zeitlosen, alterslosen Mann dargestellt, in schwarzer Hose und weißem Hemd. Die Hände auf dem Rücke verschränkt, steht er dort, versunken in seinen Gedanken. Unbewegt blickt er zum Himmel, dem Dach, mit all seinen Farben, die sich je nach Licht immer ändern. Einzig der kleine Oberlippenbart ruft eine Erinnerung an das wirkliche Aussehen von August Macke wach. Kein weiteres Attribut oder erzählerischer Moment findet sich.
Diese Erscheinung der menschlichen Gestalt, die ihr Wesen hinter einer Neutralität verbirgt, ist charakteristisch für Balkenhols Werk. Es sollte eben kein Abbild von August Macke geschaffen werden, sondern Stephan Balkenhol wollte dessen Welt, die Welt der Malerei, der Farben, in ein skulpturales Werk umsetzen. Mit dem Betreten des Pavillons werden auch wir angeregt, diese Welt zu entdecken.
Viele Standorte und Informationen über die Denkmäler und Skulpturen im öffentlichen Raum sind einfach über die Seiten der Stadt oder Region im Internet zu recherchieren.
Eure Astrid