Kunstszene

Château La Coste in der Provence

Das Kunstzentrum in der Aix en Provence.

Die Vorahnung täuscht. Weder das historische Schloss noch das berühmte Krokodil spielen hier eine Rolle. Stattdessen erstreckt sich auf einem riesigen Gelände, fast 150 Fußballfelder groß, zwischen Weinbergen und Eichenwäldern eine der größten Architektur- und Kunstparks in Europa.

Louise Bourgeois "Hüpfende Spinne 2003", Foto: C.S. / Mannheimer Versicherung AG

Das einzigartige Château La Coste beherbergt so bedeutende zeitgenössische Künstler wie Richard Serra, Louise Bourgeois, Yoko Ono und Alexander Calder und lässt durch berühmte Architekten wie Tadao Ando und Frank O. Gehry spektakuläre Formationen im Wald und zwischen Weinreben entstehen.

Künstler und Architekten von Rang und Namen stellen landschaftlich einen einzigartigen Zusammenhang zwischen Kunst-Architektur-Design und Natur her.

Naturlandschaft, Foto: C.S. / Mannheimer Versicherung AG

Auf einem mehrstündigen Rundgang begegnen dem Besucher in der freien Landschaft Kunst und Architektur, die die natürliche Umgebung wie ein Fremdkörper zu umfangen scheinen oder aus Ihr hinauswachsen.

Ein Appell an die Wahrnehmung und das Bewusstsein des Betrachters.

TADAO ANDO
KUNSTZENRTUM 2011

Der berühmte japanische Architekt prägt mit einigen Gebäuden das gesamte Arial.

Das sog. Kunstzentrum auf dem Gelände ist ein Bau, dass durch einen konsequenten Minimalismus gekennzeichnet ist. Das bevorzugtes Material ist für ihn Sichtbeton, dessen Schaltafeln nach der Größe von Tatami-Matten bemessen sind, die zusammen mit den Rödellöchern ein unverwechselbares Oberflächenraster ergeben. Ein Signaturlook könnte man sagen.

Tadao Ando "Kunstzentrum 2011",
Foto: C.S. / Mannheimer Versicherung AG

Die Ausführung der Innenräume erfolgt auch hier auf der Grundlage asketischer Prinzipien: Die Raummitte wird als Ort der Sammlung begriffen. Ziel der Gestaltung der Räume ist die Förderung seelischer Erholung und die Fokussierung auf sich selbst. Der Besucher findet nicht auf direktem Wege Einlass, sondern gelangt nur durch eine schmale und biegungsreiche Wegführung ins Innere. Dort angekommen, öffnen große Fensterfronten den Blick auf die Außenwelt und schaffen so eine Verbindung zur Umwelt und zur Natur.

Die Säulen, die tief im Inneren des Kunstzentrums beginnen und sich bis in die Weinberge draußen fortsetzen, wurden von ihm so platziert, dass das Auge mit einem Blick Kunst und Weinbau vereint.

 

 

 

LOUISE BOURGEOIS
HÜPFENDE SPINNE 2003

Eine bedrohlich monumentale Spinne aus Bronze, vermeintlich über das Wasser laufend, „begrüßt“ den Besucher vor dem Kunstzentrum von Architekt Tadao Ando.

Louise Bourgeois, "Hüpfende Spinne 2003", Foto: C.S. / Mannheimer Versicherung AG


Die Spiegelung des Spinnenkörpers im Wasser verstärkt den Anschein einer beunruhigenden Situation, zumal der Titel des Kunstwerkes auch noch eine Bewegung suggeriert.

Die faszinierende Plastik von Louise Bourgeois ist ein Schlüsselwerk zum Verständnis ihrer Kunst: Einerseits ist das Werk eine Hommage an ihre Mutter, die in Paris als Restauratorin von Tapisserien arbeitete, und so, wie die Spinnen, immer wieder Gewebe erneuerte. Andererseits ist die Spinne für Louise Bourgeois ein übergeordnetes Symbol für die unendliche Geschichte des Lebens, dessen Prinzip es ist, sich immer wieder zu erneuern. Damit wird die Bronzeplastik zum Denkmal des Wandels.

HIROSHI SUGIMOTO
MATHEMATISCHES MODELL 012 ROTATIONSFLÄCHE MIT KONSTANTER NEGATIVER KRÜMMUNG 2010

 Hiroshi Sugimoto, "Mathematisches Modell 012 Rotationsfläche
 mit konstanter negativer Krümmung 2010",
 Foto: C.S. / Mannheimer Versicherung AG

Der japanische Künstler steht für Minimalismus und Konzeptkunst. Die im Wasser stehende ästhetische Skulptur aus Edelstahl könnte auch auf einem NASA-Gelände für eine nächste Mond - Mission bereitstehen. Besonders spannend ist der mathematische Hintergrund.

Der Titel seines Werks im Château La Coste bezieht sich auf die mathematische Formel einer Exponentialkurve, die wiederum die Formel für das abstrakte Konzept der Unendlichkeit ist und eine Verbindung zu Sugimotos Interesse am Konzept der Zeit herstellt.


 

 

 

 

TONY BERLANT AND FRANK GEHRY
DIE HOCHZEIT VON ATHEN UND NEW YORK, 2019

Das besondere Zusammenspiel ist ein Projekt, das den Dialog zwischen Kunst und Architektur feiert.

Im Wald zwischen Kiefern und Eichen stehen erhöht zwei Glashäuser. Steile, nach oben führende Betonstufen erinnern den Besucher an den Aufstieg zu antiken Tempelanlagen.

Tony Berlant und Frank Gehry "Die Hochzeit von Athen und New York 2019,
Foto: C.S. / Mannheimer Versicherung AG


Die Treppen sind so schmal, dass die Erfahrung nur allein erlebt werden kann. „Oben“ angekommen, enden die Stufen im Nichts, das vermeintliche Ziel wird nie erreicht. Mit Neugier und Abstand blickt man ins Innere der Glashäuser.
Der Besucher kann nicht eintreten und wird auf Abstand gehalten.

Die ursprüngliche dreiteilige Skulptur wurde von dem amerikanischen Künstler Tony Berlant zwischen 1966 und 1968 geschaffen und erinnert sowohl an westliche Wolkenkratzer als auch an antike griechische Tempel.

Frank O. Gehry gibt den Skulpturen seines Künstlerkollegen einen eigenen Glashaus -Rahmen und erhöht sie optisch zu unnahbaren Stars.

RICHARD SERRA
AIX 2008

Serra ist ein führender Vertreter der Land Art und Prozesskunst.

Bis heute hat er mit seinen speziellen monumentalen Stahlskulpturen sogar die zeitgenössischen Architekten nachhaltig beeinflusst.
Drei riesige Metallplatten, eine Mischung aus Stahl, Eisen, Kupfer und Zink, sind auf drei verschiedenen Ebenen des Hügels am Waldrand angebracht. Jedes rechteckige Blech wiegt etwa 15 Tonnen und ist teilweise in den Boden eingegraben.

Richard Serra "AIX 2008", 
Foto: C.S. / Mannheimer Versicherung AG

Richard Serra "AIX 2008", 
Foto: C.S. / Mannheimer Versicherung AG


 


 

 

 

 

 

 

 

 

Ästhetisch, aber geleichzeitig irritierend biegen sich diese großen Monsterplatten aus dem bewaldeten Hügel heraus. Schrott aus großen Industrieanlagen?

Die monumentalen Werke des Künstlers sind ein Spiel mit der Schwerkraft und dem rohen, industriellen Material, was mitten in der Natur Stärke und Präsenz vermittelt. Aber auch uns Betrachtern vor Augen führt, wie wichtig der Dialog zwischen dem Menschen und der Natur ist.

YOKO ONO
WUNSCH BÄUME 2019

Yoko Ono kennt man zumeist als „die Frau von…“.

Yoko Ono "Wunsch Bäume 2019",
Foto: C.S. / Mannheimer Versicherung AG

Die 1933 geborene Yoko Ono ist aber Künstlerin, Dichterin, Performerin, Musikerin und Filmemacherin. Ihr berühmter Mann John Lennon kommt hier nicht ins Spiel.

Für das Château La Coste hat Ono einen Baum ausgewählt, der für die Kultur und Geschichte der mediterranen Kultur von zentraler Bedeutung ist - den Mandelbaum. Die acht Mandelbäume, die in einem Kreis gepflanzt sind, bieten den Besuchern die Möglichkeit, ihren Wunsch für eine bessere Zukunft zu äußern.

Fast philosophisch nimmt man die Aufforderung der Künstlerin wahr und bringt bedächtig einen persönlichen Wunschzettel an einem der Bäumchen an.

 

 

FRANK O. GEHRY
MUSIK PAVILLON 2008

Aus der Ferne mutet die Architektur wie eine zusammengestürzte Form an. Umso neugieriger wird der Betrachter, wenn man direkt durch den Pavillon schreitet, in dem offensichtlich auch Aufführungen stattfinden. Archaisch und futuristisch zugleich irritieren spitze Formen aus Glas und monumentale Stelen aus Beton. Statik scheint hier keine Rolle zu spielen.

Franko O. Gehry "Musik Pavillon 2008", Foto: C.S. / Mannheimer Versicherung AG

Der berühmte Architekt steht tatsächlich für sogenannte „dekonstruktivistische Bauten“. Charakteristisch für Gehrys Baustil sind abgewinkelte Ebenen, kippende Räume, umgekehrte Formen und eine gebrochene Geometrie.

 

Eure Cornelia

   

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