Kunstszene

the contemplatives

Interpretations of the contemporaray Moon Jar and abstract landscape photography

Die Ausstellung „the contemplatives“ vereint zeitgenössische koreanische Keramik und Fotografien abstrakter Landschaften. Erstmalig sind die Arbeiten von Minsoo Lee, Bokyung Kim und Isabel Devos in einer Gemeinschaftsausstellung vom 14. bis zum 20. Oktober 2022 in München zu sehen. Die Reduktion auf das Wesentliche, das Sehen von Schönheit, das Anerkennen von Stille und das Entstehen von Raum durch Form, Licht und Farbe sind wesentlicher Bestandteil in den Arbeiten der drei Künstler. Die Pop-up Ausstellung findet in unmittelbarer Nähe zum Promenadeplatz, zeitgleich zur Antiquitätenmesse im Haus der Kunst und der Munich Highlights, statt.

Gezeigt werden Moon Jars, eine weiße Keramik, die in der langen Tradition der
Keramikherstellung in Korea stehen. Begleitet werden die Moon Jars von abstrakten Fotografien, die an unendliche, weite Landschaften erinnern.

Der weißen Keramik von Minsoo Lee und Bokyung Kim als auch den Fotografien von Isabel Devos sind dabei eine Ausstrahlung von tiefer Ruhe, einer Schönheit im Imperfekten und Besinnung auf das Wesentliche zu eigen. Gemeinsam sind den ausgestellten Kunstwerken eine dadurch neu entstehende Ästhetik der Akzeptanz von Gegebenem.

Südkorea - Auf dieser kleinen Peninsula im südostasiatischen Pazifik wird scheinbar nichts mehr dem Zufall überlassen. Alles scheint perfekt zu sein: von der Technik, über durchstrukturierte Arbeitsabläufe bis hin zum chirurgisch optimierten Gesicht.
Und dennoch gibt es – gegensätzlich dazu – eine wieder entdeckte Auseinandersetzung mit einer stark in der koreanischen Tradition verwurzelten Denk- und Lebensweise: der Akzeptanz von Langsamkeit und Einfachheit und dem Erkennen von natürlicher, nicht von Menschen gemachter Schönheit.

Vor ca. 300 Jahren fand diese Denk- und Lebensweise seinen künstlerischen Ausdruck einmalig in dem sogenannten Joseon White Porcelain, dessen prominentester Vertreter das Moon Jar ist. 
Hergestellt wurde es während einer Zeitperiode von ca. 150 Jahren.

Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Herstellung von Moon Jars immer geringer, bis sie schließlich eingestellt wurde.

Einige wenige zeitgenössische, koreanische KeramikerInnen haben sich in Rückbesinnung der eigenen Kultur wieder der sehr komplexen Herstellung und künstlerischen
Auseinandersetzung von Moon Jars verschrieben.
 

Mit Minsoo Lee und Bokyung Kim konnten zwei herausragende Keramiker gewonnen werden, die sich für diese Ausstellung wieder mit der Thematik der Herstellung von Moon Jars künstlerisch auseinandergesetzt haben. (Website beider Künstler: http://bokyung-minsoo.com/

Mit 45 bis 50 cm Durchmesser weisen Moon Jars eine beeindruckende Größe auf, welche durch das Aufeinandersetzen von zwei Hemisphären erzielt wird.
Während des Brennvorgangs reagieren die beiden Teile unterschiedlich. Dies müssen die Künstler bereits bei der Herstellung beachten und bedeutet einiges an Erfahrung. Denn: die dem Moon Jar typischen Eigenschaften werden im Nachhinein nicht versucht „ungeschehen“ zu machen, sondern als Besonderheit hervorgehoben und schon vor dem Brennen bedacht. Die nicht perfekt runde Form und eine immer sichtbare Nahtlinie sind nur zwei davon. Außerdem haben sich die beiden Künstler bei den ausgestellten Stücken auf die Herstellung neuartiger Glasuren konzentriert, die als solche die Strahlkraft und den Ausdruck von Ruhe ihrer Moon Jars unterstützen und dadurch das traditionelle Moon Jar neu interpretiert.

Die abstrakten Fotografien der belgischen Künstlerin Isabel Devos aus Ghent setzt sich in einer ähnlichen Weise mit (imperfekter) Schönheit auseinander.
Während ihrer zahlreichen Aufenthalte in internationalen Hafenstädten richtet sich ihr fotografischer Blick auf im Wasser stehende Betonpfeiler, Schiffswände oder Pontons.
Über Jahre oder auch Jahrzehnte haben sich durch die Gezeiten, durch Benutzung oder Alterung Algenablagerungen gebildet, Farbe ist abgeplatzt, Stahlwände sind zerkratzt und verbeult worden. An solch unwirtlichen, von Schönheit weit entfernten Orten, die von kaum einem Menschen gesehen werden, entdeckt Isabel Devos Leere, Dunkelheit, Licht, Unendlichkeit bis hin zu Einsamkeit.

Durch ihren künstlerischen Blick entstehen für unsere Augen Landschaften mit dämonisch
anmutenden Wolkenformationen oder weite Küstenabschnitte, die manchen Betrachter vielleicht an die Arbeiten von Caspar David Friedrich, William Turner, Henri Matisse, Mark Rothko oder Gerhard Richter erinnern.

Sowohl die Moon Jars von Bokyung Kim und Minsoo Lee als auch die Fotografien Isabel Devos beschäftigen sich zum einen mit natürlichen, nicht von Menschenhand zu beeinflussenden Prozessen und dem Anerkennen und Hervorheben des Gegebenen.

Zum anderen beschäftigen sich die Arbeiten der drei Künstler mit der Idee von dadurch entstehender, wenn auch imperfekter Schönheit.

Erstmalig sind die Arbeiten von Minsoo Lee, Bokyung Kim und Isabel Devos in einer Gemeinschaftsausstellung vom 14. bis zum 20. Oktober 2022 in München zu sehen (Vernissage am 13. Oktober).
Die Reduktion auf das Wesentliche, das Sehen von Schönheit, das Anerkennen von Stille und das Entstehen von Raum durch Form, Licht und Farbe sind wesentlicher
Bestandteil in den Arbeiten der drei Künstler:



„The mimesis process is completely irrelevant to the point that
beauty is everywhere.“
Steve Bisson

 

Saskia Hendy
the contemplatives
Interpretations of the contemporaray Moon Jar and abstract landscape photography

14.10.2022 bis 20.10.2022
Pacellistraße 5
80333 München

 


Text, Konzept und Realisierung der Ausstellung Saskia Hendy 
 
Kontakt: saskia@thehendys.com 
Foto: ©Anna Fary 

 
 

Minsoo Lee
wurde 1980 in Seoul geboren. 2012 schloss er sein Keramikstudium an der Staatlichen Universität Seoul bei Prof. Hwang ab und ist seither selbstständig tätig.

Zu seinen vielen Auszeichnungen zählt der Preis des italienischen Präsidenten beim internationalen Wettbewerb der Modernen Keramikkunst „56° Premio Faenza“ im Jahr 2009.

Bei der Internationalen Kunstmesse Collect 2013 in London wurde eines seiner Werke von dem Durham Oriental Museum angekauft. Als Papst Franziskus 2014 Südkorea besuchte, überreichte ihm die Regierung eine von Minsoo Lees Arbeiten als Gastgeschenk.

Die Keramiken von Minsoo Lee wurden zB in Taiwan und Südkorea, aber auch in Hamburg, Leipzig, München oder Wien gezeigt.

Bokyung Kim
gehört einer neuen koreanischen Künstlergeneration an, die, anknüpfend an die uralte Tradition koreanischer Keramik, eine zeitgemäße Formensprache für das 21. Jahrhundert entwickelt hat.

Bokyung Kim wurde 1986 in Seoul geboren. 2013 schloss sie ihr Keramikstudium an der Staatlichen Universität Seoul bei Professor Kap-Sun Hwang ab.

Ihre Arbeiten wurden in zahlreichen Ausstellungen in Asien und Europa gezeigt und haben in nationalen und internationalen Wettbewerben mehrfach Auszeichnungen und Preise gewonnen, unter anderem 2015 den Bayerischen Staatspreis. Bokyung Kim war mit ihren Keramiken bereits in München, Wien, Leipzig, aber auch in Südkorea zu sehen.


Isabel Devos
Isabel Devos (°1975, BE) studierte Fotokunst an der KASK School of Arts in Ghent. Nach mehreren Jahren funktionaler fotografischer Arbeit an verschiedenen Theatern (Kopergietery, Danspunt, Theater Aan Zee, Arca, ...), präsentierte sie 2017 die Serie „Contemplative Landscapes“, die während eines Künstleraufenthalts bei KIK in den Niederlanden im Jahr 2014
entstand. Kurz darauf wurde Isabel Devos Preisträgerin bei der Portfolioprüfung der Fotografieplattform URBANAUTICA.

Im Jahr 2016 waren ihre Arbeiten in der Sommerausstellung „Into nature; art expedition“ in den Niederlanden zu sehen. 2017 wurde ihr Werk in die Galerieausstellung "Because it's in my nature" in Paris mit aufgenommen.
Im Frühjahr 2019 wurde Isabel Devos eingeladen, ihre Arbeiten in Zusammenarbeit mit den Glaskünstlerinnen Marina und Susanna Sent in Venedig und Murano auszustellen. Dies führte zu einer internationalen Zusammenarbeit mit der taiwanesischen Kunstberatungsfirma
V&E Art, die die Werke von Isabel Devos seitdem in Paris und Taiwan vertritt.

Anfang 2020 wurde sie zu einem längeren Arbeitsaufenthalt nach Taiwan eingeladen; es folgten daraufhin mehrere Ausstellungen in Taipeh (Platform, August 2020), Venedig (Marina e Susanna Sent, August 2020), Gent (Casa Argentaurum, Oktober 2020) und der Sommerausstellung
Steengoed in Oosterzele (August 2020).

Im Jahr 2021 wurde sie auf Grund Ihrer immer größer werdenden Bekanntheit zu den Fotofestivals Ostende und Brugge eingeladen.

2022 waren Ihre Werke auf der Sherwood Fair in Taipei, Taiwan, vertreten.

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