Kunstszene

Sesamstraße 50. Wer, Wie, Was!

Das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (MK&G) öffnet wieder seine Türen.

Der, die, das. Wer, wie, was. Wieso weshalb warum? Wer nicht fragt bleibt dumm... Wer in Kindheitserinnerungen schwelgen möchte ist im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe genau richtig.

Außenansicht Museum, Foto: Henning Rogge

Seit April dieses Jahres empfängt das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (MK&G) seine Besucher nach einer kurzen Umbauphase mit einem neu gestalteten Foyer. Die Umgestaltung des Empfangsbereichs wurde vom Hamburger Designbüro Studio Besau-Marguerre konzipiert und erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Büro SWP-Architekten.

Foyeransicht, Foto: Brita Sönnichsen
Neugestaltung Foyeransicht, Foto: Brita Sönnichsen

Das gestalterische Konzept setzt auf eine klare Wegeführung und schnelle Orientierung für die Besucher. Ein neues Farbkonzept und eine verbesserte Raumakustik sorgen für eine angenehme Atmosphäre. Die Umgestaltung steigert zudem die Aufenthaltsqualität und Sicherheit im Museum und sieht einen verbesserten Service vor.

Wie es sich für ein auf Kunsthandwerk spezialisiertes Haus gehört, wurde besonderer Wert auf die verwendeten Materialien und derren hohe Qualität gelegt. Für eine angenehme Atmosphäre sorgen die weichen und warmen Materialien wie Holz, Wollstoffe und handgetuftete Teppiche, die zudem den Wohlfühlfaktor erhöhen.

Foyeransicht, Foto: Brita Sönnichsen
Deckenansicht des Kronleuchters „Tide 200“, Foto: Henning Rogge

In der Mitte des Foyers markiert der Kronleuchter „Tide 200“ (2018) von Stuart Haygarth den neuen Treffpunkt für ankommende Besucher.

Dabei handelt es sich um eine Design-Ikone. Das kreisrunde Arrangement mit einem beachtlichen Durchmesser von 150 cm ist von einer außergewöhnlichen Schönheit. Dass es sich bei dem sorgsam kuratierten Sammelsurium um der Müllhalde geweihte Plastikteile handelt, ahnt man auf den ersten Blick nicht. Erst bei genauerem Hinsehen lassen sich Sandschippen, Flaschen, Haarreifen, Küchensiebe, Trinkhalme, Kämme und sogar zerbrochene Kunststoffscherben entdecken.

Haygarths hat den Leuchter inzwischen in unterschiedlichen Farben und verschiedenen Größen als Editionen angefertigt. Jedes Stück ist ein Unikat, denn immer sind die zum Einsatz kommenden Fundstücke anders.

© Stuart Haygarth, Nahaufnahme des Kronleuchters Tide

Begibt man sich auf den Weg zur Sesamstraßen-Ausstellung durch das imposante Treppenhaus in den zweiten Stock, wird man auf dem Weg nach oben von der filigranen Lichtinstallation des Künstlerduos Drift, bestehend aus Lonneke Gordijn und Ralph Nauta, begleitet.

Raumansicht der Installation: DRIFT, „Moments of Connection (Shylight)“, Foto: Henning Rogge, Hamburg

„Moments of Connection (Shylight)“ wird weiterhin präsentiert, auch wenn die Ausstellung des Künstlerduos aus dem vergangenen Jahr bereits beendet ist. Im großen Haupttreppenhaus ist über zwei Etagen ein bewegtes Stillleben aus Werden und Vergehen inszeniert:

Die berührende Choreografie der Lichtskulptur Shylight ahmt das Entfalten und Zurückziehen prachtvoller Blüten nach. Viele Lagen hauchdünner Seide verleihen ihnen die Anmut von Tänzerinnen. Einige Pflanzen verfügen über die Fähigkeit, sich nachts zu schließen, um sich zu schützen und ihre Ressourcen zu schonen. Dieses hoch entwickelte Prinzip der Natur weist große Ähnlichkeit zu menschlichen Emotionen auf und inspirierte DRIFT zu der Arbeit.

Deckenansicht: DRIFT, „Moments of Connection (Shylight)“, 2006, Choreografierte Lichtinstallation, Seide, Aluminium, rostfreier Stahl, Elektronik, Motoren, Software, Foto: Henning Rogge, Hamburg

 

Ausstellungsansicht, Foto: Karoline Tiege

Anlässlich des 50. Jubiläums der deutschen Ausgabe der Sesamstraße zeigt das Museum noch bis Anfang Januar 2024 eine große, farbenfrohe Sonderausstellung mit dem Titel „Sesamstraße. 50 Jahre Wer, Wie, Was!“.

Auf 700 Quadratmetern Fläche und 9 thematischen Ausstellungsbereichen taucht der Besucher in die unterhaltsame Welt von Ernie und Bert, Elmo und dem Krümelmonster ein und blicken hinter die Kulissen des erfolgreichen Fernsehformats. Die in Kooperation mit dem NDR entstandene Ausstellung richtet den Fokus auf die Gestaltung und handwerkliche Produktion der legendären Sendung und fragt danach, wie die Puppen, Kulissen, Kostüme, Requisiten und Musikstücke entwickelt werden und wer die kreativen Köpfe hinter den fantasievollen Figuren, Trickfilmen und Schauplätzen sind.
 

Ausstellungsansicht, Foto: Henning Rogge

Noch nie waren so viele Originalpuppen der Sesamstraße in Deutschland zu sehen, darunter auch Raritäten aus Privatbesitz. Die Ausstellung zeigt 16 Figuren in detailgetreu nachgebauten Kulissen: dazu gehören neben den bekannten Superstars Ernie und Bert, Elmo und dem Krümelmonster auch Bibo, Abby Cadabby und die lange verschollenen Charaktere Rumpel, Tiffy und Herr von Bödefeld.

Ausstellungsansicht, Foto: Henning Rogge

Tulga Beyerle, Direktorin des MK&G: „Die Ausstellung stellt erstmals Fragen nach der Gestaltung der Sesamstraße. Dabei kommen insbesondere die Macher*innen zu Wort und liefern spannende Einblicke in die Produktion des einzigartigen Unterhaltungsformats. Als kollektives Kulturgut spiegelt die Sesamstraße auch den gesellschaftlichen Wandel wider. Die innovative Haltung der Produzent*innen begeistert mich, sie ist bis heute ein inspirierender Gestaltungsansatz für eine offene und tolerante Gesellschaft.“

Ausstellungsansicht, Foto: Henning Rogge

An die Sesamstraße sind über Generationen hinweg prägende Erinnerungen geknüpft. Zu Beginn in den 1970er Jahren revolutionierte die deutsche Fassung das Kinderfernsehen mit einem pädagogischen Programm, das soziales Lernen, Kreativität und Selbstbewusstsein förderte. Die Gäste werden in der Ausstellung viele charakteristische Gesichter, einprägsame Geschichten und bekannte Melodien wiederentdecken. Die einzigartige Kindersendung hat sich im Laufe der Zeit und der sagenhaften 2900 Folgen natürlich auch verändert: Ensembles, Produktionsmethoden, Konzepte und Vermittlungsansätze wurden über fünf Jahrzehnte immer wieder an den aktuellen Zeitgeist angepasst.

Zur Ausstellung erscheint ein spielerisches Magazin mit Stickerbogen und Mitmachseiten für große und kleine Sesamstraßen-Fans; mit Interviews mit den Samson-Darstellern Klaus Esch und Peter Röders sowie vielen Kreativen der Sesamstraße. Die elf für die Ausstellung entstandenen Künstler*innengrafiken von u.a. Arne Bellstorf, Sheree Domingo, Aisha Franz, Anna Haifisch, Sascha Hommer und Mirko Röper sind ebenso im Magazin abgebildet.


 

Steintorplatz 20099 Hamburg
www.mkg-hamburg.de
#mkghamburg
ÖFFNUNGSZEITEN
Di–So 10–18 Uhr Do 10–21 Uhr
„Sesamstraße. 50 Jahre Wer, Wie, Was!“                                           
07.05.2023 – 07.01.2024


 

Karoline von ARTIMA  

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