Kunstszene

Außergewöhnlich gewöhnlich - Eine Welt bar jeder Handlung

Foto: Adrian Ghenie, The Storm 2, 2017, oil on canvas, 240 x 170 cm (courtesy of the artist and Plan B Berlin)

Die ausgestellten Arbeiten zeigen die ganz persönlichen Erfahrungen des aus Rumänien stammenden Malers. Sie führen den Besucher in eine Lebensphase des Künstlers, die er – kurz vor der Aufnahme seines Studiums an der Kunsthochschule in Cluj – im Haus seiner Großmutter verbrachte. Der Künstler selbst betrachtet diese Lebensphase als eine Zeit von entscheidender Prägung: Durch das Fehlen sozialer und gesellschaftlicher Zwänge war diese Zeit äußerst schöpferisch.

Die Alltäglichkeit der bearbeiteten Themen steht in einem krassen Gegensatz zu ihrer Visualisierung auf Papier oder Leinwand, zu der barocken Größe der Arbeiten, dem Stilmittel der Wiederholung und der den Bildern unterliegenden kosmischen, fast saturnischen Atmosphäre. Zwar wirkt die "Diskrepanz" zwischen der Grandiosität der Darstellung und der Banalität der Gesten irritierend, zugleich aber ist sie die Quelle einer notwendigen Spannung. Denn die Bilder haben einen anti-narrativen Charakter. Es geht darin weniger um das Erzählen einer Geschichte, denn um universell geteilte und gefühlte Erfahrungen. Ghenies Werke besitzen eine Erhabenheit, deren Herkunft nicht durch eine Figur heraufbeschworen wird, sondern durch die Beziehung zwischen den dargestellten Elementen.

Im Gegensatz zu der zeitlichen und räumlichen Präzision, die den gezeigten Arbeiten innewohnt, fällt die Abwesenheit eines Subjekts auf. Genauer gesagt, das Subjekt scheint immer "irgendwo" zu sein. Diese Art der Anwesenheit ist jedoch mehr in einem surrealen oder philosophischen Sinne zu verstehen: Die rauchende Mutter in der Arbeit ‚The Storm‘ oder der grillende Künstler in ‚The Picnic‘.

Das "Außergewöhnliche" dieser Arbeiten hat seinen Ursprung in den Malereien von Jacopo Tintoretto, Giorgio de Chirico und Otto Dix und deren Umsetzung in filmische Bilder. Ghenie nutzt eine dem Künstler und Filmemacher David Lynch ähnliche Technik: eine eigentümliche Dialektik, in der das Außergewöhnliche zunächst aus der scheinbaren Normalität hervorgeht, wodurch anschließend der Status quo umgekehrt wird. Nightscape stellt die universal gültige Sicht auf eine Welt dar, die bar jeder Handlung ist. Dargestellt ist eine kosmische Vision, die zwar ohne Statements daherkommt, aber durch den emotionalen Gehalt aus einer sehr prägenden Lebensphase des Künstlers verstärkt wird.

Der Künstler war eines der Gründungsmitglieder, die vor 12 Jahren Galerie Plan B ins Leben gerufen haben. Die Entscheidung, in der Ausstellung ‚Nightscapes‘ Arbeiten zu zeigen, die besonders durch Selbstreflexion und Intimität geprägt sind, zeugt von der Anerkennung der gemeinsam erfahrenen Zeit während der Entstehung der Galerie.

Quelle: Galeria Plan B

Werke von Adrian Ghenie

Self-Portrait

Adrian Ghenie, 2017

The Picnic

Adrian Ghenie, 2017, oil on canvas, 240 x 200 cm

Untitled Drawing

Adrian Ghenie,  2017, charcoal on paper, 150 x 180 cm

The Heart Attack

Adrian Ghenie,  2017, oil on canvas, 260 x 200 cm

The Storm 

Adrian Ghenie, 2017, oil on canvas, 240 x 170 cm

Bildrechte: courtesy of the artist and Plan B Berlin

 

 

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