Ratgeber

Verbrannt ist nicht (immer) verloren

Spezialisten des Ateliers für Konservierung und Restaurierung Pracher (AKR Pracher) in Würzburg retten brandbeschädigte Kunstwerke

Das Unglück eines Haus- oder Zimmerbrandes stellt für den Eigentümer ein traumatisches Ereignis dar. Neben dem großen Verlust der Einrichtung, ob Möbel, Bodenbeläge oder Wandschmuck, ist es besonders tragisch, wenn Gegenstände mit ideellem Wert, wertvolle Sammlungsgegenstände und Familienerbstücke der Raumdekoration dabei Schaden nehmen oder gar zerstört werden. Solche Kunstwerke, ob Gemälde, gerahmte Familienfotos oder Urkunden besitzen Geschichte und sind oftmals unmittelbar mit persönlichen Erinnerungen des Eigentümers verbunden. So ist es bei der Bestandsaufnahme der Schadensregulierung besonders wichtig, diese Gegenstände von einer Fachfirma auf eine Wiederherstellungsmöglichkeit prüfen zu lassen.

Schadenbeispiel vor Restaurierung (Foto: AKR Pracher)

 
Foto: Zustand nach Restaurierung (AKR Pracher)
 

Das Atelier für Konservierung und Restaurierung Pracher hat in mehrfachen Konservierungskampagnen Methoden entwickelt, die oftmals eine Wiederherstellung von verloren geglaubten Objekten ermöglichen.

Ob ein Kunstwerk wiederherstellbar ist, hängt nun in erster Linie von dem Verbrennungsgrad der Malschicht ab (Details siehe "Hintergrund: Brandschäden an Kunstwerken" unten). Ist die Verkohlung weitgehend abgeschlossen, besteht natürlich keine Möglichkeit mehr, einen sinnvollen Schauwert des Bildes zu erreichen. In der Mehrzahl der untersuchten Kunstwerke war dies jedoch nicht der Fall. So können stark oxidierte, mit Brandblasen durchsetzte Malschichten durch Bearbeitungstechniken der Thermoplastik konserviert und nach einer allseitigen Abnahme der Ruß- und Schmutzschichten mit z. B. Kompressensystemen oder Dekontaminationsumschlägen wiederhergestellt und in einen präsentierfähigen Zustand gebracht werden.

   
Fotos: Vorzustand und Endzustand nach Restaurierung (AKR Pracher)

Bei gerahmten und verglasten Einrichtungsgegenständen kann eine Restaurierung des Zierrahmens notwendig sein, wenn dieser einen subjektiven oder historischen Wert besitzt. Nach einer Ausrahmung und Reinigung sollte grundsätzlich die mit Rußpartikeln kontaminierte Rückkartonage und das Passepartout ausgetauscht und fachgerecht, mit geeignetem und beständigen Kartonagen (säurefreie, alkalisch gepuffert) ersetzt werden.

Das Team von RestauratorInnen des AKR Pracher in Würzburg unter der Leitung des Diplom - Restaurator Univ. Georg F. R. Pracher hat sich auf die Restaurierung von brandbeschädigten Kunstwerken und Sammlungsgegenständen spezialisiert und ist damit für Schadenssanierer, Versicherungen und private Auftraggeber europaweit tätig. In Zusammenarbeit mit der Kunsthandlung Wildmeister die ihre Rahmenwerkstatt im Ateliergebäude führt, können neben der Restaurierung von Gemälden und Skulpturen auch konservatorische Rahmungen und die Instandsetzungen von gerahmten und verglasten Objekten fachgerecht durchgeführt werden.

Kontaktdresse:
Atelier für Konservierung und Restaurierung Pracher
AKR Pracher
Weingartenstr. 39 a
97072 Würzburg / Germany

Tel.:        +49 (0)931 / 7 21 97
Fax:        +49 (0)931 / 88 66 44

Mail: info@konservierung-restaurierung.de
Net: http://www.konservierung-restaurierung.de

Grundsätzlich lassen sich in brandgeschädigten Räumlichkeiten Gegenstände zweier Schadensklassifizierungen finden: einmal die finale Beschädigung einer Oberfläche, z. B. eine Verkohlung oder Verfärbung eines Materials. Zum anderen das Schadensbild der mit fest haftendem Ruß kontaminierten Oberfläche, die nach Aufstellungsort zum Brandherd stark variieren kann.
Die Klassifikation lässt sich jedoch oftmals nicht exakt bestimmen, da z. B. Leinwandgemälde, Tafelbilder und andere bemalte Kunstwerke bei direkter oder indirekter Hitzebestrahlung sehr unterschiedlich reagieren. Eine Veränderung, d. h. Schadensbildung steht dabei in Abhängigkeit zur Strahlungstemperatur und Dauer der Hitzeexposition, dem verwendetem Malsystem, mit seinen Bindemitteln wie Ölfarbe, Acryl oder Tempera.

Auch können Pigmente, Grundierschichten und Bildüberzüge, wie natürliche oder synthetische Harzfirnisse den Wirkungsgrad und Schädigungsverlauf beeinflussen.

Ist neben einer Rußkontamination eine finale Beschädigung der Malschicht eingetreten zeigt diese sich im Allgemeinen durch die Bildung von Verfärbungen, Brandblasen oder Ausbrüchen auf der Oberfläche.

Gehen wir von einem Bildaufbau eines Leinwandgemäldes aus, so findet eine erste direkte Reaktion der Malschicht bei einer Exposition zwischen 75°C und 100°C statt. Dabei setzt eine Oxidation ein, was ein weichwerden der Malschicht bewirkt.

Steigt die Temperatur weiter an, werden durch die pyrolytische Spaltung organischer Verbindungen, wie sie in tierischen und pflanzlichen Leimen, aber auch in trocknenden Ölen und Harzen vorliegen, aufgebrochen und unter Entstehung von Gasen (Wasserdampf, Kohlenmonoxid) zu nieder-molekularen Verbindungen umgewandelt. Die Gase entweichen durch die plastische Malschicht unter Bildung der sogenannten Brandblasen. Folgend fallen diese Oxidationen in sich zusammen. Die beim Erkalten des Gefüges entstehenden Spannungen lassen Malschichten verspröden, was die typischen, kleinteiligen Fehlstellen im Schadbereich hervorruft.

Weiter werden durch Wärmeeintrag abstrakte Vernetzungsreaktionen von Elementverbindungen im Materialgefüge provoziert, die zu einer künstlichen Alterung mit Verfärbung der Malschicht, z. B. in den Randbereichen der Wärmeexposition führt. Wird weiterhin Hitzestrahlung emittiert, kommt es zur völligen Verkohlung, und je nach Flächenmaß zum Totalschaden des Objekts.
Neben den direkten und indirekten Auswirkungen der Hitzeeinstrahlung liegen oftmals Sekundärschäden durch unsachgemäßen Umgang bei Löschversuchen des Eigentümers, oder durch das Löschwasser der Einsatzkräfte vor.

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