Kunstszene

Gestaltung für eine bessere Welt

Ausstellung „Social Design“ im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg

Bei einer Kuratorenführung mit Dennis Conrad vom Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg konnte ARTIMA die Stationen der aktuellen Ausstellung „Social Design“ durchwandern.

Dass Kreativität mitten aus der Gesellschaft kommt und für die Gesellschaft gemacht wird, dieses Anliegen hat das Hamburger Museum in den vergangenen Jahren immer wieder thematisiert, man könnte fast sagen, auf seine Fahnen geschrieben. Davon zeugen Ausstellungen wie „Klimakapseln –Überlebensbedingungen in der Katastrophe“ (2010), „Fast Fashion – Die Schattenseite der Mode“ (2015), „Food Revolution – Gestaltung für die Gesellschaft von morgen“ (2017) oder jetzt eben die aktuelle Ausstellung „Social Design“, die noch bis 27. Oktober 2019 in den Museumsräumen zu sehen ist.

Bei einer Kuratorenführung mit Dennis Conrad vom MKG konnten wir die Stationen der Ausstellung durchwandern. Dabei wird schnell klar, „Social Design“ entsteht aus einer Umbruch- oder Notsituation der Gesellschaft. In diesen Situationen stellt sich die Frage, was können die Kreativen leisten für die Verbesserung von Lebensbedingungen. Dabei geht es nicht nur um Gestaltung für die Gesellschaft, sondern vor allem mit der Gesellschaft. Ganz wichtig ist die Einbeziehung der Betroffenen in Form von dialogischem Arbeiten. Ziel ist es, Teilhabe zu ermöglichen, d.h. den Menschen in die Potenz zu versetzen, sein Leben zu verbessern.

Vorgestellt werden in der Ausstellung internationale Projekte der letzten 10 Jahre zu den Themen:

  • Urbaner Raum und Landschaft
  • Migration
  • Produktion
  • Wohnen, Erziehung, Arbeit
  • Netzwerke
  • Umwelt

Hier eine kleine Auswahl aus den vielfältigen Projekten:

Produktion: Der Weber und Designer Andreas Möller entwirft unter Simplifizierung des komplexen Webvorgangs einen Handwebstuhl aus einfachsten Materialien (Baumarktholz, Pappe, Bindfäden, Klebeband) zum Eigenbau. Im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit führt er Workshops in vielen Ländern durch, in denen er Bau und Nutzung des Handwebstuhls  vor Ort unterrichtet. Einer seiner Schüler betreibt heute mit vier Mitarbeitern eine Weberei in Addis Abeba/Äthiopien und führt seinerseits weitere Workshops zur Nutzung des Webstuhls durch.

Migration: Beispiel für eine gelungene Integration von Menschen unterschiedlichster Nationalitäten zeigt sich am Wiener „magdas Hotel“. Ein ehemaliges Seniorenheim wurde mithilfe von Crowdfunding sowie eines Kredits der Caritas durch ein österreichisches Architekten-Team mit einfachsten und effizienten Mitteln in ein Hotel umgebaut. Aufgrund des knappen Budgets waren Wiederverwendung  oder Upcycling des Vorhandenen wichtige Gestaltungsaspekte des Umbaus. So wurden aus nicht mehr genutzten Einbaumöbeln Tische, Stühle und Bänke. In dem Hotel konnten 20 Arbeitsplätze für anerkannte Flüchtlinge aus sechzehn Nationen geschaffen werden, die zusammen mit zehn Mitarbeitern aus der Hotellerie das Projekt so erfolgreich führen, dass sich das Hotel heute wirtschaftlich trägt.

Umwelt: Der international bekannte Licht-Künstler und Designer Olafur Eliasson hat zusammen mit anderen ein soziales Geschäftsmodel entwickelt, bei dem er bezahlbares Licht in Gegenden bringt, die überwiegend keinen Zugang zur Elektrizität haben. Mit seiner „Little Sun“ kreiert er solarbetriebene Leuchten in Form einer Sonnenblume, die in elektrifizierten Weltregionen zu einem höheren Preis verkauft werden, so dass sie in Gegenden ohne Stromversorgung zu einem niedrigeren, für dortige Verhältnisse erschwinglichem Preis angeboten werden können.

Um der internationalen Ausrichtung der Ausstellung einen regionalen Bezug zu geben, werden auch einige Hamburg-basierte Projekte in den Blick genommen. So wird "Social Design" möglichst konkret und alltagstauglich.

Zum Beispiel das Mode-Projekt vagabunt.hamburg. Hier wird unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten und Mädchen mit Gewalterfahrung die Möglichkeit gegeben, an eigenen Entwürfen zu arbeiten, indem sie jährlich eine eigene Kollektion entwickeln können und so alle Stadien einer professionellen Kollektionsgestaltung durchlaufen. Dabei stehen Ihnen Profis aus der Modebranche wie eine Modedesignerin, eine Schneidermeisterin und eine Schnittdirektrice zur Seite. Und um den Prozess möglichst lebensnah werden zu lassen, sind die im Museum ausgestellten Entwürfe nicht wie Exponate in einer Vitrine, sondern wie Verkaufsartikel auf einer Kleiderstange präsentiert. Hier ist anfassen ausdrücklich erwünscht. Ergänzend dazu wird es im Laufe der Ausstellung – der genaue Termin steht noch nicht fest, so Kurator Dennis Conrad – auch eine Verkaufsveranstaltung geben, quasi eine Art Pop-up Store im Museum. So wird die öffentliche Institution selbst ein Teil von „Social Design“ und beweist einmal mehr, zu tun gibt es viel und engagieren kann man sich vielfältig und überall.

Die Ausstellung läuft noch bis 27. Oktober

Haben Sie Fragen, Wünsche, Anregungen? Hinterlassen Sie uns gerne einen Kommentar. 

 

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